Olaf Schönborn's Q4: Radio Jazz
VÖ 28. März 2008 (Jazz'n'Arts/Our, Soulfood)
Tom Fuchs in Stereo 5/2008:
"Saxofonisten sind die modernen Sänger des Jazz. Sie sind gefragt wie sonst nur die neuen Vokalistinnen. Irgendwo zwischen Tradition und neuem Chic angesiedelt, herrscht Inflation im Reich der Söhne des hoch sensiblen Stan Getz und des genialischen Michael Brecker. Der Mannheimer Saxofonist Olaf Schönborn hat in solchem Kontext mit seiner Band Q4 eine der bemerkenswertesten Platten der letzten Monate aufgenommen.
Nein, die brachiale Kakophonie "Around The Dial" der Kinks wird Schönborn wohl nicht im Sinn gehabt haben, wenn er mit "Radioblabla", einer Collage aus dem Äther, diese Produktion eröffnet. "Radio Jazz", das ist eine knappe Stunde Kurzweil. Das zu hören macht Spaß, immer und immer wieder. Die Sounds tragen und entfalten sich, sind modern und transparent, haben ein· gängige Leichtigkeit und beiläufige Disziplin. Diese Musik scheint gänzlich unangestrengt gewachsen zu sein, ist perfekt für den Club, für lange Autobahnfahrten oder die Stunde am Abend, wenn der Tag abfällt.
Eigentlich passt sie zu jeder Gelegenheit, ja, sie hat das Zeug zu einer potentiellen Lieblingsplatte. Voller kleiner Details, die sich zu einem luftigen Großen summieren für den Hörer, manchmal auch über die Grenzen des Jazzgefängnisses hinaus. Insofern ist das ein unaufdringliches Toleranzprogramm für Vorurteilslose, die auch einmal bereit sind, über die Genregrenze Pop in Richtung Jazz zu schielen.
Das funktioniert, weil es nicht Moden bedienen will, sondern in Jahren stetiger professioneller Arbeit aller Beteiligten gewachsen ist. Hier verliert sich keiner im selbstdarstellerischen Muskelspiel des blendenden Solisten. Diese Musik riecht nicht nach Schweiß, Sie ist elegant, aber nicht banal."